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Durch unbekannte Gewässer navigieren - agile leadership

Autorenbild: Patrick SchochPatrick Schoch

Aktualisiert: 10. Apr. 2024

Die Herausforderungen der modernen Welt lassen sich mit herkömmlichen Führungsgrundsätzen kaum mehr bewältigen. Der demografische Wandel, die fortschreitenden Digitalisierung und damit verbundenen neuen Arbeitswelten sind schon alleine Grund genug, Führung zu überdenken. Und dies in einer Welt, wo die Geschwindigkeit von Veränderungen zunimmt, Gewissheiten und Klarheiten schwinden und somit alles nur noch unsicherer wird.


Ich mag die Analogie von Führungskräften und Führung als Sinnbild vom Meer und dem Kapitän eines Schiffes.


Stell dir folgendes Beispiel vor: du bist der Kapitän eines Schiffes auf dem riesigen Ozean. Die Gewässer sind ruhig und beschaulich (wie man mit Langeweile in einem Team umgeht, ist eine andere Geschichte und einen weiteren Blogbeitrag wert). Alles geht einfach. Es herrscht guter Wind, es sind keine gefährlichen Strömungen in Sicht und die Besatzung ist zufrieden. Du stehst in deiner Gardeuniform auf der Brücke und alle sind zufrieden.


Doch meistens ist die See unberechenbar; das Wetter ändert sich in Windeseile. Märkte und Kundenbedürfnisse verändern sich. Und damit müssen auch Unternehmen sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen und anpassen. Und deine Crew hat Bedürfnisse, Erwartungen und Anforderungen. Ganz zu schweigen von ihren einzigartigen Stärken und Schwächen.


Den Kurs bestimmen: die alte Karte

Da ist also dieser Kapitän, der mit seiner zerfledderten alten Karte navigiert. Dieser Kapitän sieht die Besatzungsmitglieder nur als Werkzeuge, die das Schiff zu steuern haben. Jeder und jede hat gefälligst die Anweisungen zu befolgen, ohne zu fragen. "Tut, was ich sage", brüllt er und glaubt, dass nur er das nötige Wissen hat, um das Schiff zu steuern.


Entscheidungen? Sie kommen aus der Kapitänskajüte hinter verschlossenen Türen. Die Vision und die Strategie für die Reise sind schon vor Jahren festgelegt worden, ohne Rücksicht auf die wechselnde See. Die Aufgabe der Mannschaft ist es, das Schiff so zu steuern, wie es immer war, ohne Abweichungen.


Der Kapitän steht auf dem Achterdeck mit dem Fernrohr in der Hand und überwacht jede Bewegung der Mannschaft, um sie auf Fehltritte hinzuweisen. Kritische Rückmeldungen werden eher als Druckmittel als unterstützend ausgesprochen. Als gälte es, die Hierarchie zu verstärken: der Kapitän oben, die Mannschaft unten.


Dieser Kapitän segelt nur nach Schätzen und der persönliche Profit steht über dem eigentlichen Ziel der Reise. Wenn Fehler gemacht werden, donnern die Schuldzuweisungen wie ein Sturm herab; der Plan muss eingehalten werden: auf Teufel komm raus und egal, woher der Wind weht.


Werden solche Kapitäne ihre Mannschaft erfolgreich durch raue See und in unerforschte Gebiete führen? Werden sie in der Lage sein, ihre Besatzungsmitglieder zu inspirieren, der Reise voller Herausforderungen zu folgen und durch den Nebel der Ungewissheit zu navigieren? Ich werde jetzt wohl etwas melodramatisch. Aber machen wir uns nichts vor: So sieht die Welt heute aus: unbeständig, unsicher, komplex und mehrdeutig.


Volatilität bedeutet, dass plötzliche Veränderungen aus heiterem Himmel deine Pläne über den Haufen werfen. In einem Moment scheint noch alles unter Kontrolle zu sein, aber im nächsten musst du dich mit den plötzlichen Veränderungen auseinandersetzen.


Und dann ist da noch die Ungewissheit. Das ist so, wie wenn du auf die "grosse Ankündigung" bei der Arbeit wartest. Die Gerüchteküche brodelt, aber niemand weiss, was passieren wird. Es geht nur um "vielleicht" und "was wäre wenn".


Komplexität? Das ist der Moment, in dem du mit einer Million Dinge jonglieren musst. Dein Posteingang platzt aus allen Nähten, deine To-do-Liste ist kilometerlang und alles scheint gleichzeitig zu passieren. Es ist, als wäre jede Entscheidung ein Rätsel im Rätsel.


Und Ambiguität: Hast du dich schon einmal in einer Situation befunden, in der die Informationen, die du hast, unvollständig sind und es schwierig ist, zu verstehen, was überhaupt vor sich geht?



In einer solchen Welt geht es darum, immer auf der Hut zu sein und sich auf Veränderungen einzustellen. Es geht darum, das Chaos zu akzeptieren, sich damit abzufinden, dass man nicht alle Antworten kennt und kreative Wege finden muss, um voranzukommen. Anstatt dich zu verzetteln, lernst du damit zu leben. Kommst «in den Groove», zu lernen, dich zu entwickeln und zu erneuern. So verwandelst du VUCA von einer Herausforderung in deine Spielwiese. In einer solchen Welt funktionieren die alten Karten nicht mehr, und du musst bereit sein, dich spontan anzupassen.

 

Mit agiler Führung die Segel setzen.

Im Gegensatz dazu lernen wir einen ganz anderen Kapitän kennen. Ein Kapitän oder eine Kapitänin. Deren Kompass ist auf eine agile Denkweise ausgerichtet. Diese Kapitäne sehen die Mannschaft nicht als blosse Ressource, sondern als Mitsegler, von denen jeder sein oder ihr Wissen einbringen kann.


"Lasst uns den Kurs gemeinsam festlegen", ermutigen sie und fördern damit die Selbstorganisation. Die Crew setzt sich zusammen, tauscht Erkenntnisse aus und trifft gemeinsam Entscheidungen, denn die See verändert sich, und zwei (oder zwanzig) Köpfe sind besser als einer.


Die Vision für die Reise? Sie wird mit jeder Stimme an Bord erarbeitet und entwickelt sich weiter, wenn neue Ufer gesichtet werden. Das Schiff unter diesen Kapitänen lebt von Veränderung und Wachstum; jeder Matrose weiss, dass er oder sie Teil von etwas Bedeutendem ist.


Diese Führung ersetzt die Überwachung, denn der Kapitän wandelt unter der Mannschaft und gibt Ratschläge wie eine stetige Brise. Sie schaffen einen Raum, in dem jeder oder jede wachsen kann, in dem jede Rolle wichtig ist und die Hierarchie so fliessend ist wie die Wellen.


Eine agile Führungskraft zu sein bedeutet, offen zu sein, vom Meer und deiner Mannschaft zu lernen. Und die nötige Souveränität und das Vertrauen zu haben, zu wissen, wann du das Schiff steuerst und wann du anderen das Ruder überlässt, damit die Entscheidungen dort getroffen werden können, wo sie auch implementiert werden müssen. Es geht darum, sich seiner Umgebung bewusst zu sein und eine lösungsorientierte und wachstumsorientierte Denkweise (Growth Mindset) zu haben.


Bei der agilen Führung geht es nicht nur darum, Befehle zu erteilen, sondern darum, so wendig und anpassungsfähig zu sein, wie es die See erfordert. Es geht darum, ein «Schiff» zu erschaffen, auf dem sich jeder Matrose sicher fühlt, die eigene Meinung zu sagen. Und auf dem die Hierarchie eher einem Netz als einer «Leiter» gleicht  – jeder ist mit jedem verbunden und jede hat eine Rolle zu spielen. Das erfordert auch neue Fähigkeiten: Offenheit neues zu lernen, die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstorganisation und Lösungsorientiertes Denken, um nur ein paar zu nennen.

 



Der Kompass der agilen Führungskraft

Und das ist zugegebenermassen manchmal anstrengend. Es muss verhandelt und diskutiert werden. Kompromisse müssen geschlossen werden und zuweilen muss man andere Wege gehen können. Aber denk’ daran, dass du nicht nur ein Schiff steuerst, sondern eine Kultur entwickelst und pflegst. Eine Kultur, welche den Sinn und Zweck über den Gewinn stellt (der Gewinn kommt übrigens von selbst, wenn du ein so inspiriertes Team hast).


Eine Kultur, die dazu ermutigt, neue Wege zu gehen, auch wenn das bedeutet, dass du manchmal ins Ungewisse segelst. Es geht darum, deiner Mannschaft zu dienen, statt sie nur zu befehligen.


Wenn du also auf deiner Reise als Führungskraft in See stichst, meine lieben Kapitäne, halte deinen Kompass auf Agile Leadership ausgerichtet. Es ist vielleicht nicht der einfachste Weg, aber er führt zu unbekannten Erfolgen und Abenteuern. Es geht darum, ein Schiff zu schaffen, das mehr ist als nur ein Arbeitsplatz – es ist ein Ort, an dem jeder Matrose, jede Matrosin ein Entdecker:in ist, jede Welle eine Lektion und jeder Horizont eine neue Chance.

 

 

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Patrick Schoch

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